Babyschlaf: Warum brauchen Neugeborene so viel Schlaf?

Immer wieder wurde Ihnen erzählt: Die ersten paar Wochen seien so unfassbar anstrengend. Dabei sehen Sie Ihrem Schatz den Großteil des Tages beim Träumen zu. Also: Warum schlafen Neugeborene so viel? Die Antwort ist: Sie lernen. Alles, was sie am Tag aufnehmen und erfahren, muss verarbeitet werden. Dafür ist viel Energie notwendig und das Hirn muss erst Verknüpfungen erstellen und neuronale Bahnen wachsen lassen.

Bei der Geburt ist das Gehirn noch nicht ausgereift und noch unvollständig. Wie soll es das denn auch sein? Es fehlen noch reichlich Informationen. Die nervlichen Strukturen werden gebildet, sobald das Baby etwas erfahren hat und dann schläft. Es werden Grundinformationen und strukturelles Wissen verarbeitet, gebildet und verankert.

Wie viel Schlaf ist richtig und ab wann ist es zu viel?

Der Neugeborenenschlaf ist nur schwer in richtig und falsch zu unterteilen. Es gibt nicht unbedingt einen festen Rahmen. Manche Babys schlafen sehr viel, andere etwas weniger. Dennoch ist zu sagen, dass Sie sich auf eine Schlafenszeit von durchschnittlich 16 bis 18 Stunden pro Tag einstellen können. Natürlich nicht am Stück. Die Schlafphasen sind zu Beginn noch kurz und unregelmäßig.

Je älter Ihr Baby wird, desto länger werden die Schlafphasen und desto kürzer die Stundenanzahl insgesamt.
Ist das Baby circa ein halbes Jahr alt, beginnt die Dauer zu sinken. Sobald das erste Lebensjahr vollendet ist, schläft es ungefähr 14 bis 15 Stunden am Tag.

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Doch keine Sorge. Schläft ein Neugeborenes länger als der Durchschnitt oder auch mal sehr lange am Stück, hat das nichts zu heißen. Solange es in der Wachphase aufgeweckt und fit wirkt, ist alles in Ordnung. Aus diesem Grund gibt es auch kein „zu langes Schlafen“. Sie als Eltern können Ihrem und dem Instinkt Ihres Kindes trauen. Ein Baby holt sich einfach, was es braucht.

Warum ist mein Baby so schläfrig?

Besonders am Anfang ist man sich oft noch unsicher. Schläft das Neugeborene mal länger als gedacht, weiß man nicht, ob alles in Ordnung ist. Die Sorge ist normal, aber meist unberechtigt. Wie Sie nun schon wissen, lernt ein Baby, besonders ein Neugeborenes, im Schlaf. Es nimmt im wachen Zustand auf, aber speichert erst im körpereigenen Ruhemodus, der gar nicht so ruhig ist. Daher ist es einfach oft müde, da der Körper häufiger als bei Erwachsenen signalisiert, dass er nun sozusagen zwischenspeichern muss.

Plötzlich ist alles laut, hell, grell

Ein weiterer Punkt ist, dass Eindrücke und allgemeines Verarbeiten dieser, anstrengender sind, wenn einfach alles neu ist. Selbst das reine Wahrnehmen der Eindrücke ist anstrengend, wenn man sein ganzes Leben lang nur Dunkelheit, Wärme und gedämpfte Geräusche kennengelernt hat. Plötzlich ist alles laut, hell, grell und manchmal auch etwas kühl. Der Körper arbeitet auf Hochtouren, um den Ansprüchen der Außenwelt gerecht zu werden und die Sinne und Motorik so schnell wie möglich anzupassen.

Stillen macht schläfrig

Auch gezielte und vom Säugling eigens initiierte körperliche Anstrengung ermüden. Nahrungsaufnahme zum Beispiel. Das Stillen ist um einiges anstrengender als, wenn das Baby ein Fläschchen bekommt. Doch auch eine Milchflasche in Gänze zu leeren, macht schläfrig, sowie das Verdauen danach.

Die Energiereserven eines so kleinen Wesens sind noch nicht mit unseren zu vergleichen. Und geben Sie es zu: Auch Sie werden nach vielen Eindrücken oder einer umfangreichen Mahlzeit schnell müde. Stellen Sie sich vor, schon eine Stunde Alltag sei für Sie neu und viel, weil Sie einfach jeden Tag mehr verarbeiten können und mehr ankommen. Und jede Mahlzeit sei groß. Da muss einiges an Schlaf her, um die Batterien wieder aufzuladen und erst einmal zu verarbeiten, was da gerade passiert ist.

Kann Ihr Baby eine oder zwei Stunden am Stück wach bleiben?

Ist es Ihrem Neugeborenen allerdings selten bis nie möglich, eine oder zwei Stunden am Stück wach zu bleiben, sollten Sie Ihren Kinderarzt konsultieren. Manchmal versteckt sich eine Infektion im Körper, ohne auszubrechen. Ein so kleiner Mensch kann noch nicht sagen, dass er Kopfschmerzen oder Halsschmerzen hat, oder gar abgeschlagen ist. Sind Sie besorgt, fragen Sie ruhig ein Mal zu viel nach als ein Mal zu wenig. Das beruhigt Sie und damit auch Ihr Kind.

Schlafphasen Neugeborenes

Die Schlafphasen eines Neugeborenen sind noch sehr kurz. Bei einem Erwachsenen gehen sie ab einem gewissen Punkt ineinander über und das fast ohne Unterbrechung. Oder zumindest mit so kurzen Aufwachmomenten, dass man sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnert. Ganz am Anfang unseres Lebens ist das anders.

Indeterminierte Phase

Allgemein gibt es drei Schlafphasen. Außen vor lassen wir die indeterminierte Phase, die Forscher noch nicht komplett zuordnen können.

Aktive Phase REM

Reguläre Phasen, die sich einfach zuordnen lassen, sind der aktive und der ruhige Schlaf. Die aktive Phase ist mit REM gleichzusetzen. Hier wird wild geträumt, gestikuliert, Muskeltraining durchgeführt. Die Augen bewegen sich rapide hinter geschlossenen Lidern, die Arme und Beine zucken, es gibt gelegentliche Geräusche und hier findet der Lernprozess während des Schlafs statt.

Alles, das in der Wachphase gelernt wurde, wird nun erprobt und verankert. Mit 60% des Schlafs hat die aktive Phase in den ersten sechs Lebensmonaten die Oberhand.

40% des Schlafs bestehen aus Ruhe. Die Atmung wird gleichmäßiger und tiefer, der Körper entspannt, die Batterie wird nun ganz einfach geladen.

Ab dem siebten Lebensmonat senkt sich die aktive Phase übrigens auf 25%. Forscher versuchen bereits, die aktive Phase, also die REM-Phase bei Erwachsenen, etwas anzukurbeln und anzuheben. So wollen sie unsere Aufnahme- und Lernfähigkeit steigern. Wer weiß, ob man da nicht der Evolution ein bisschen ins Handwerk pfuscht.

Wann werden die Schlafphasen bei Babys länger?

Sobald die REM-Phase, also die aktive und störungsempfindliche Phase etwas zurückgeht, werden die Schlafphasen, in denen Ruhe einkehrt, länger. Das bedeutet für Sie, dass das Kind nicht mehr 50 bis 60 Minuten pro Zyklus hat, sondern auch mal 4 bis 6 Stunden am Stück schlafen kann, ohne aufzuwachen.

Das heißt, dass nach circa sechs Monaten Besserung und mehr Schlaf für Sie in Sicht ist. Denn nun nimmt Ihr Neugeborenes erst nach 4 bis 6 Stunden wieder die Bedürfnisse wahr. Den Rest der Zeit verarbeitet und ruht es.

Natürlich gibt es auch Möglichkeiten, um Einschlafphase und Schlafzyklus anzupassen und angenehmer zu gestalten. Sie werden hineinwachsen. Wie auch Ihr Neugeborenes.

Foto von Mateusz Dach von Pexels

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